Vor einiger Zeit, ich glaube es war schon vor Jahren, musste ich aus geschaeftlichen Gruenden nach Trinidad in die Hauptstadt Port of Spain.
Das Alter hat mir einen kleinen Gehoerschaden beschert und trotzdem, eventuell auch gerade deswegen, hat mich der Laerm fast umgehauen. Laerm kann ich nicht mehr ertragen und ich war froh am Abend wieder auf der kleineren Insel zu sein.
Dabei steht Tobago der grossen Schwester in nichts nach. Jahrelang wurde Trinidad in Reisefuehrern als die Partyinsel aufgefuehrt und Tobago wegen der Ruhe und Beschaulichkeit angepriesen.
Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Nur noch in laendlichen Gebieten und weit weg von einheimischen Nachbarn kann man Ruhe finden.
Die Tobagonier lieben ihre droehnenden mit riesen Lautsprechern ausgestatteten Blechkisten.
Ihre motorbetriebenen Sensen vor allem an Sonn und Feiertagen und ihre lauten Kirchen der unterschiedlichsten religioesen Gemeinschaften. Ueber letztere will ich mich nicht aeussern sonst sehen mich einige als Gotteslaesterer. Hierzu nur eine kleine Bemerkung am Rande oder eine Frage die ich schon einigen fleissigen Kirchgaengern der Insel gestellt habe.
Die Verkehrslage ist schlimm geworden und jeder muss natuerlich mit dem Auto genau bis vor die entsprechende Tuer fahren. Parkplaetze kann man schon morgens um neun keine mehr finden. Verkehrsberuhigte Zonen gibt es nicht und sogar auf dem Wochenmarkt steht immer irgendwo ein Auto zwischen dem Gemuese im Weg, wenn man durch die Reihen geht.
Alle zwanzig Meter an den meist begangenen und befahrenen Strassen steht ein selbstgezimmertes mobiles Gefaehrt mit riesen Boxen das selbst gebrannte Cd`s verkauft und die muss man natuerlich mit groesster Lautstaerke anpreisen. Der Nachbar direkt nebenan verkauft zwar den gleichen Mist spielt aber zur selben Zeit ganz andere Musik, ebenso laut.
Das ist schlimmer als auf der Kirmes die wir als Kinder zuhause so gerne besucht haben.
Dazu kommen noch stinkende Abgase von den vielen Autos die sehr oft im Kreise fahren und auf Kundensuche sind. Fast jeder der ein Auto hat, faehrt mit selbigem auch Geld ein, als Vollzeitjob oder Nebenerwerb.
Eines der neuen Gebaeude, den Architekten wuerde ich hauen. |
Die heisse Promenade mit Kreuzfahrtschiff |
Nach dem Motto was alt ist wollen wir nicht mehr haben also weg damit, werden alte Gebaeude abgerissen und nicht restauriert. Es entstehen neue glaenzende Fassaden mit viel getoentem Glas von fragwuerdiger Architektur. Kosten spielen keine Rolle.
Natuerlich werden diese Protzbauten mit Government Bueros belegt und das Verkehrschaos nimmt noch zu, weil nun auch noch die Luxuslimousinen der verschiedenen Aemter durch die Innenstadt muessen. Ist das nicht gut geplant ?
Um den Vogel abzuschiessen wird zur Zeit noch ein Gebaeude fertig gestellt ,der sogenannte ShawPark, worin man kuenftig Veranstaltungen abhalten kann. Der alte ShawPark war nicht mehr gut genug. Ein
50 000 Seelendorf wie Tobago braucht natuerlich neben einem Stadion auch einen Ort wo man Konzerte oder aehnliches abhalten kann.
Mein Problem ist, es wird laut werden. Dieser ShawPark liegt am Fusse des Orange Hill Berges und alles wird zu mir schallen wie in frueheren Jahren.
Haesslich laesst gruessen ! |
Wir muessen den Touristen etwas bieten denn die schauen sich gerne die Lebensfreude der karibischen Menschen an. Alkohol wird fliessen und man kann ungehindert die Bierflasche am Lenkrad des Wagens mit einer Hand festhalten.
Hier wie auch anderswo ist Karneval nur mit viel Alkoholkonsum verbunden und man sieht die mit Rum abgefuellten nur so (he)rum torkeln.
Eines sehe ich ein und denke das es gut ist. Es werden Aggressionen abgebaut wenn die Partysuechtigen sich mal so richtig ausstoben koennen beim Karneval. Das braucht dieses lebenslustige und gleichzeitig so aggressive Volk.
Keiner macht sich bei der Arbeit kaputt, wie ich bereits in einem frueheren Bericht geschrieben habe und somit staut sich so mansches auf.
Sehr oft hoere ich morgens die 2-3 Stunden Arbeiter der verschiedenen Government Programme die den Busch am Strassenrand beschneiden so richtig schoen streiten. Blut ist bisher noch nicht geflossen, es hoert sich aber recht gefaehrlich an. Das Schlimme ist sie koennen nicht aufhoeren, einmal angefangen gibt es nie endende laute Diskussionen und der Vorarbeiter macht mit anstatt zu schlichten. Der Rest der Truppe steht auf dem Spaten oder etwas anderem gestuetzt dabei und hoert genau zu. Nur das Herannahen des fruehen Feierabends macht dem ein Ende. Wieder ein arbeitsarmer Tag vorbei !
Nur ganz kurz sei erwaehnt woraus solch ein Arbeitstrupp besteht. Wohlgemerkt es handelt sich um ein Sozialprogramm der Regierung.
Dem Vorarbeiter, der steht nur dabei kommt aber mit einem teuren Auto meist als letzter.
Der Wasserfrau, steht auch herum und wartet auf Zuruf ( mehr ein Schreien ) dem Durstigen einen Schluck zu geben.
Der Stundenschreiberin ( kann auch maennlich sein), die muss natuerlich die Leute zaehlen und kann nicht mit anpacken.
Etwa 3-5 schwer arbeitende Sklaven die sich im Wechsel die Arbeit teilen.
Zu guter Letzt bekommt jeder fuer die 2-3 Stunden Arbeit ( Nichtstun ) einen vollen Tageslohn.
Prost Mahlzeit, das zum Thema Verschwendung.
Auf zur Party. In den letzten Jahren, oder war ich das schon immer, habe ich mich zu einem Partymuffel entwickelt. Dabei mag ich eigentlich Geselligkeit zumindest ab und zu.
Ich hoere gerne Musik wenn sie nicht zu laut ist. Man sollte sich noch unterhalten koennen. Hier ist es aber immer und ueberall zu laut. Mich schreiend zu unterhalten habe ich keine Lust. Einen Hoerschaden habe ich schon. Sollte ich nur Musik hoeren wollen bleibe ich lieber zuhause und kann mich, gemuetlich auf der Couch liegend, voll und ganz auf die Musik konzentrieren.
Selbstdarsteller im Musik oder anderem Bereich spielen sich mit "klangvollen" Instrumenten in einen Rausch -
Missklang, Dissonanz, schrecklich laut und das Aergste nie endend.
Die Zuhoerer laecheln aus Verlegenheit oder weil sie nicht unhoeflich sein wollen und einer nach dem anderen verlaesst die Party wenn sie nicht schon gleich nach dem Essen verschwunden sind
Das Schlimme bei dieser Art von Party oder auch bei den droehnenden Fahrzeugen auf der Strasse, jedem muss dessen Lieblingsmusik gefallen.
Jeder gute Musiker macht eine Pause nicht nur um sich auszuruhen sondern auch um den Hoerenden eine Pause zu goennen. Hier heisst es nur, "immer drauf, komme was wolle".
Wird man zu einer Party eingeladen ist fuer das "Leibliche Wohl" gut gesorgt. Vom Essen halten sie alle sehr viel, nur mit der Essenszeit nimmt man es nicht so genau. Auch ob das warme Essen noch warm ist oder schon kalt spielt keine Rolle. Nur die Getraenke muessen schoen kalt sein. Riesen Mengen Eis stehen in Kuehlboxen bereit und Alkohol fliesst reichlich.
Selbstbedienungsbueffets kann man nicht anbieten. Aus meiner frueheren beruflichen Taetigkeit sind mir die Schlachten an Bueffets bestens bekannt. Die Delikatessen waren immer zuerst weg gegessen. Wehe man kam zu spaet
Das Verhalten der hiesigen Bevoelkerung schlaegt aber jedem Fass den Boden aus. Sogar bei sogenannten "Guten Gesellschaften" kennt die Fressgier keine Grenzen. Die Teller werden so voll gepackt bis zum Rand gefuellt ,das die den Teller haltenden Finger der Hand, im Essen stecken.
Genauso gierig wird auch gegessen. Das Essen in den Mund geschaufelt nicht geschoben und mit vollen Backen gekaut.
Messer und Gabel bleiben oft ungenutzt neben dem Teller liegen. Der Kopf wird zum Teller hingefuehrt nicht die Hand zum Mund. Mit Ellbogen auf dem Tisch halb liegend, falls es einen Tisch gibt, werden die Brocken gekaut. Da sich im Fleisch und Fisch immer Knochen oder Graeten befinden spuckt man diese eine Weile spaeter wieder aus. Gott sei Dank in die Hand und nicht auf den Tisch.
Wenn man keine Leute am Bueffet abstellen wuerde die bedienen, bekaemen die Haelfte der Besucher nichts zu essen.
Zum Schluss kommt dann der groesste Hammer. Pakete werden gepackt und Essen mitgenommen. Stellt die Hausfrau keine entsprechenden Kartons zur Verfuegung hat man sie mit Sicherheit im Auto und bedient sich ungefragt. Als ich mal darueber eine Bemerkung machte erklaerte man mir : This is our culture " ich koennte brechen wenn ich diesen Spruch hoere der fuer jede Ungezogenheit herhalten muss.
Manieren sind fuer viele ein Fremdwort. Bei der letzten Party habe ich gehoert das der Gastgeber gefragt wurde, ob man denn schon etwas essen keonne, man wolle ja nicht so lange bleiben und ausserdem koenne man als Schwangere nicht so lange aufs Essen warten. Ich denke mal ich war schneller auf dem Heimweg als die Schwangere.
Im uebrigen ist es auch ganz normal das Gaeste ungefragt erscheinen, im Schlepptau von Eingeladenen oder auch nicht und natuerlich tuechtig zugreifen.
Ich habe mir fest vorgenommen keine Party zu veranstalten oder wenn doch nur bereits gefuellte Bueffetpaeckchen gegen Essenmarken auszugeben. Ha , die dummen Gesichter moechte ich sehen !
Wahrscheinlich wuerde auch kein Einheimischer mein Essen moegen. Es ist ueberhaupt nicht einfach fuer diesen Menschenschlag zu kochen.
Das Motto, "Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht" hat hier Gueltigkeit.
Noch nie sind mir in Essenssachen so engstirnige Leute begegnet und das will was heissen.. Aber das ist eine andere Geschichte.
Zum Schluss allen meinen Lesern ein gutes neues Jahr und viel Spass beim Lesen. Wir haben hier uebrigens heute noch einen Feiertag. Dies ist ein Arbeitnehmer freundliches Land. Alle Feiertage die auf einen Wochenende fallen werden automatisch am naechsten Wochentag nachgeholt.
Bis bald...
ja ja...das mit den Feiertagen scheint ein Überbleibsel der britischen Herrschaft zu sein...ist in England auch so :-)
AntwortenLöschenliebe Grüße, und dir auch ein gutes und vor allem gesundes 2012!
Nein ich kann es nicht glauben. Ansonsten werden die ehemaligen Kolonialherren so verdonnert !!!
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