Goatfarm Tobago

Goatfarm Tobago
Ziegen im Freilauf

Samstag, 21. Januar 2012

dies und das, Leben in den Tropen ....

Fuer mich war von jeher ein Aufenthalt in den Tropen ein Traum. Der Inbegriff eines vollkommenen Lebens. Immer Wearme, viel Sonnenschein, atemberaubende Naturschoenheiten und vieles mehr.

Fuer viele bedeuten die Tropen nur Sonne, Strand und Meer.   Bilder wie dieses von Pigeon Point Tobago verursacht Fernweh und laesst viele Menschen in kalten, dunklen Jahreszeiten den naechsten Urlaub in der Waerme planen. Mich hat es nie interessiert Ferien im Schnee zu machen. Die Karibik hatte es mir angetan.
Allerdings habe ich mir schnell die Strandbesuche abgewoehnen muessen. Warum ist  hinreichlich bekannt. Ich vermisse sie auch nicht. Mich kann ein Panoramablick wie der auf dem naechsten Foto viel mehr begeistern.

Wie gerne wuerde ich einmal wandern. Keine Gewalttouren natuerlich, einfach mal irgenwo hinfahren etwas spazieren gehen und mir die schoene Natur anschauen.

Vor meiner Auswanderung haben einige Freunde behauptet mir wuerden die wechselnden Jahreszeiten fehlen.
Eigentlich vermisse ich nur den Fruehling. Die Winter waren fuer mich  immer unangenehm. Morgens im dunkeln aufstehen, bibbernd trotz Heizung im Haus, sich fertig machen und die Fahrt zur Arbeit im kalten Auto antreten. Das muss ich alles nicht mehr haben. Spaziergaenge im Schnee konnten wir sowieso fast nie machen.

Mit diesem Bericht will ich heute aber einiges aufzeigen was man vor einer Auswanderung sicher nicht bedenkt. Wie immer hat jedes Positive auch seine negativen Seiten und umgekehrt.

Schon sehr oft habe ich erlebt das Besucher erschreckt waren von den lieben Mitbewohnern die sich in jedem Haus in den Tropen einfinden. Einmal sind sie sogar sofort abgereist wegen solch einem Haustier.

Dabei sieht der kleine Hausgecko doch noch ganz niedlich aus. Er ist auch noch klein, aber lass ihn mal groesser werden. Richtige Schmutzfinke sind das, vor allem wenn sie sich ungehindert vermehren koennen.
Meine Katzen verhindern das natuerlich. Nichts ist schoener fuer sie als sich auf Lizard Jagd zu begeben.
Etwas schlimmer wird es dann wenn die Kakerlaken in Riesenausfuehrung auftreten.
Kockroach
Alles ist uebrigens in den Tropen viel groesser und bunter auch die Schaedlinge.
Besagte Kakerlaken dick und fett mit Fluegeln hart wie  Eierschalen fliegen im Dunkeln schon mal ins Haus. Die Verandatueren meines Hauses sind  Tag und Nacht offen. Leider wuerden diese dann gerne als Kriechtiere im Haus verweilen und das fuehrt zu grossem Geschrei falls ich Besucher habe.
Die kleinen Kakerlaken nennt man hier uebrigens "German Kockroach", was mich doch etwas verwundert hat als ich dies hoerte.
Auch Fledermaeuse verirren sich schon mal, bleiben aber nicht.
Von der Mosquitoplage, meist in der Regenzeit muss ich sicher nicht berichten. Gott sei Dank gewoehnt man sich nach einiger Zeit an diese oder die Mosquitos an uns, man wird nicht mehr so attackiert. Frisches Blut der Gaeste ist dann schon mehr gefragt. Trotz allem schlafe ich nach Jahren noch immer unter einem Netz denn die Dengue mosquito (Aedes aegypti ) macht auch nicht vor uns Langzeittouristen halt.

Tarantel
Nun zum schlimmsten Schreckgespenst der meist weiblichen Besucher, den Spinnen.
Ein sehr schoenes haariges Exemplar ist auf dem Foto zu sehen.
Jahrelang habe ich sie nicht mehr im Haus gehabt oder ich habe sie wegen meiner hohen Zimmerdecken nicht gesehen. Natuerlich haben sie uns besucht als gerade eine Freundin hier war die wahnsinnige  Angst sogar schon vor kleinen Spinnen hat. Es wurden dann sieben an der Zahl in unterschiedlichen Groessen an verschiedenen Tagen, Hysterie ohne Grenzen.
Seitdem Kaeterchen Punky erwachsen ist muss ich nur auf ihn achten. Wenn er gespannt an die Decke starrt koennte irgendwo eine Tarantel unterwegs sein.

In den ersten Jahren meines Hierseins  besuchten mich noch jede Menge Baumfroesche.
Kein Wunder das Haus wurde oben auf die Zuckerfabrik gesetzt und hat ihnen wohl einiges an Spiel und Springflaeche weggenommen. Die Katzen haben dann ebenso dabei geholfen das dies aufhoerte. In der Nacht wachte ich oft von einem Aufklatschen auf und hoerte danach das Galoppieren der Katzen die die Froesche jagten. Nun haben die Froesche eingesehen das es sicherer ist auf den Baeumen zu bleiben.

Ein ganz schlimmes Uebel sind Termiten. Draussen in der Natur sind sie hilfreich indem sie u.a. abgestorbenes Holz verarbeiten. Dabei belassen sie es  aber nicht. Regelmaessig zu Beginn der Regenzeit muss man wie ein Luchs aufpassen. Sie wollen auch viel lieber im Trockenen sein und finden jeden Weg ins Haus. Ohne chemische Keule, die ich auch ohne Zoegern einsetze, geht es nicht.
Dieses kleine hinterhaeltige Insekt ist in  Windeseile von hinten oder unten, natuerlich so das man es nicht sieht, in Moebel oder sonstiges eingedrungen. Wenn man es dann bemerkt ist oft der Schaden schon gross. Von vielem musste ich mich bereits trennen und sogar vor meinem  Jugenstil Eichenschrank haben sie nicht Halt gemacht. Mit viel Glueck habe ich es noch frueh genug gemerkt bevor sie sich nach vorne durchgefressen hatten.
In einem Seitenteil des Schrankes bewahre ich meine alten Langspielplatten auf  und die mochten sie besonders gerne. Stoffe und Papier werden zuerst verarbeitet, danach geht es ans Holz.

Termitennest am Stamm
Sie hatten begonnen solch ein Nest in meinem Schrank zu bauen und nutzten dafuer das Papier der LP`s und anderes aus dem Schrank. Ich haette schreien koennen. Keiner hatte mich davor gewarnt. Dabei braucht man nur die Rueckseite aller Moebel mit Altoel zu bestreichen um das Holz ungeniesbar fuer sie zu machen.
Vor kurzem sind sie von unten durch den Dielenboden in meine fast antike Couch eingedrungen. Den dafuer gebauten Tunnel, ihre Strasse, habe ich aber frueh genug gesehen.

Gerade aber diese Termiten sind es die alljaehrlich fuer ein Naturschauspiel verantwortlich sind. Wenn die Regenzeit mit heftigen Schauern beginnt fliegen ploetzlich Millionen von Termiten mit Fluegeln im Regen durch die Luft. Dabei werfen sie ihre Fluegel ab und die Erde ist mit rosa Fluegelchen uebersaet und es sieht aus als haette es geschneit. So werden aus den sogenannten Rain flies die gefuerchteten Termiten.

Draussen in der Natur gibt es natuerlich noch viel mehr Tiere an die man sich erst gewoehnen muss. Hier auf der Farm werden wir so mansches mal von der Wuergeschlange - Boa constrictor- besucht.
Boa im Huehnerstall
Diese geht natuerlich nicht ohne sich im Huehnerhaus bedient zu haben. Das sorgt jedes mal fuer grosse Aufregung. Wir wollen keine Tiere toeten und deshalb muss jemand kommen der das Biest  abholt. Leider kann sie nicht hier bleiben, denn bei entsprechender Koerpergroesse kann sie auch kleine Ziegen verspeisen.


Neben Tieren, Insekten und anderem Viehzeug gibt es noch so mansch anderes Unangenehmes  mit dem man in den Tropen leben muss.
Fuer mich ist es besonders schlimm keine schoen duftende Waesche mehr zu haben. An der Luft getrocknet riecht sie zwar sehr gut, wird  sie aber in den Schrank geraeumt kommt sie uebel riechend wieder heraus und das schon nach kurzer Zeit. Ich glaube das ist der Grund weswegen man hier kaum geschlossenen Schraenke kennt.
Beziehe ich mein Bett mit Waesche die gerade von der Leine kommt habe ich nur eine Nacht Freude daran. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt schnell wieder fuer den ueblen Geruch. Ich kann mich nicht mehr erinnern wann ich zuletzt in nicht klammer Bettwaesche geschlafen habe.
Meine Bekleidung haenge oder lege ich aus diesem Grund nicht mehr in den Kleiderschrank. Ein offenes Kleiderregal waer wohl besser.

Sitzmoebel und anderes gehen aus dem Leim. Fast alle meine Stuehle, die schoenen alten, verlieren aufgesetzte Holzteile und zerfallen danach in Einzelteile. Die anderen Holzmoebel bekommen stumpfe und rauhe Oberflaechen und werden unansehnlich.
Meine Kuechenschraenke zerbroeseln und von den anderen Teilen aus Press-Span will ich garnicht reden.

Glasflaschen werden weiss von innen und unansehnlich, nur Kristallglas bleibt schoen.
Metalle rosten  schnell.  Meine  Messinglampen und anderes sehen aus wie Schrott vom Spermuell.

Auf der Haut in Koerperfalten wachsen, weil man soviel schwitzt, Pilze die unangenehm jucken. Staendig muss man sich mit irgenwelchen Mitteln einreiben die die Pilze abtoeten.

Fast alle  Esswaren vor allem Zucker muss man im Kuehlschrank aufbewahren. Deshalb werden hier viele riesige Kuelschraenke gekauft Nicht nur wegen vieler kalter Getraenke.
Ameisen kommen genau wie  Termiten ueberall hin. Es gibt sie in allen Groessen und Farben.
Nur nicht das Butterbrot oder den suessen Tee auf der Anrichte vergessen !

Topfpflanzen hat man auch nicht im Haus da in den Untertellern oder Uberteopfen worin sich Wasser sammelt oder in Blumenvasen  Mosquitos brueten koennen. Nun kann man sich vorstellen warum hier so viele Plastikblumen und Pflanzen angeboten werden.
Das ist doch traurig gerade hier wuerde so vieles gut wachsen und gedeihen.

Ich bin der festen Ueberzeugung das wir Menschen in diesem Teil der Erde nur geduldet sind. Verlaesst man fuer einige Zeit  sein Haus und Land nimmt die Natur sich alles schnellstens zurueck.
Da kann ich nur noch sagen.....


                                             Hurra wir leben im Paradies !!!







     





                                                                     

Sonntag, 15. Januar 2012

Neue Perspektiven....??

Ganze 12 Jahre hat es gedauert bis ich etwas bekam was ich schon so lange wollte. Ich fahre nun zweimal in der Woche zu der Government Farm School und hole mir Kuhmilch ab.

Vor 13 Jahren habe ich dort mit meinem Ehemann an einem Kaesekurs teilgenommen.
Auf dem Weg nach Kendal
Die FAO ( Food & Agricultural Organization of the United Nations ) hat damals Farmer und Governmentmitarbeiter in "small scale milk processing" geschult.
Gerade als wir auf der Insel ankamen, viel unterwegs waren und einen Weg suchten Geld zu machen sollte dieser Kurs durchgefuehrt werden. Einheimischen Farmern wollte man die Milchverarbeitung nahe bringen, weil wie in so vielen Teilen der Welt auch hier der Trockenmilch Verbrauch sehr hoch  war. Die kleinen Farmer bekamen ihre Milch nicht mehr verkauft.
Welcher Grosskonzern fuer diese Wandlung weltweit zustaendig ist brauche ich nicht zu erwaehnen.
Wochenlang haben wir die Governmentbueros aufgesucht uns vorgestellt und bekannt gegeben das wir uns fuer Ziegenfarming interessierten.
Bei einem dieser Besuche lernten wir einen spaeteren Freund kennen und ihm hatten wir es zu verdanken das wir auf die Liste der Farmer kamen die fuer diesen Kurs ausgesucht wurden.
Spaeter habe ich dann erfahren das es wohl nur meiner Hartnaeckigkeit  und  meiner deutschen Herkunft
zuzuschreiben war das wir dies geschafft haben.
Dieser nette Mensch hatte vor Jahren an einem Weiterbildungstraining fuer Farming in Deutschland teilgenommen. Diese Zeit ist ihm in Erinnerung geblieben und die gute Behandlung durch einige Deutsche hat er nie vergessen. Ich habe ihn wohl an diese schoene Zeit erinnert.
Ansonsten ist es nicht unbedingt normal das man einem Auslaender viel Nettigkeit hier auf der Insel zukommen laesst. Gerade wir Deutschen sind  nicht besonders beliebt. Auslaenderfeindlichkeit ist nicht auf ein Land beschraenkt.
Unangenehm wird es  wenn man selbst der Auslaender ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Viele Jahre holte ich mir Rat bei diesem Freund wenn ich etwas ueber Ziegenhaltung wissen wollte. Er war der Ziegenguru fuer mich. Noch heute haben wir Kontakt. In der Zwischenzeit bin ich um einiges schlauer geworden und kann anderen jungen Farmern Fragen beantworten oder Hilfestellung geben.

Zurueck zum damaligen Kaesekurs. Die daran teilnehmenden Farmer waren nicht so begeistert von den produzierten Produkten. Der Fetakaese schmeckte frisch scheuslich. Kein Wunder wir verwendeten Kuhmilch.                                                            
Josi melkt die Kuh
Joghurt kannte man damals hier ueberhaupt noch nicht. Es gab nur eine Sorte von Barbados und die wurde meist an Auslaender oder Expats verkauft.

Die damals anfallende Molke gab man mir mit nachhause und ich habe wenigsten  einen Drink daraus gemacht der allen schmeckte. Sie waren sogar  begeistert davon. Im Anschluss an den Kurs wurde eine Rentabiliteatsberechnung angestellt und diese sah natuerlich noch besser aus mit der Verwendung und dem Verkauf von Frucht Molke.
Insgesamt ist die Kaeseherstellung speziell von Ziegenmilch ein nicht unbedingt lukratives Geschaeft. Zeitaufwendig mit kleinem Ergebnis in meiner Groessenordnung. Damals hat den Herren der Schoepfung aber gut gefallen was berechnet wurde. Jeder sah die Zusatzeinnahme durch die Milchverarbeitung neben der Fleischproduktion.. Plaene wurden geschmiedet. Eine Gesellschaft sollte gegruendet werden. Die Milch  von anderen Farmern und der Governmentfarm zu uns in die Dairy gebracht und von mir verarbeitet werden. Ich hatte schon in Deutschland Kaese machen gelernt und war somit den anderen voraus.
Es kam alles anders. Keiner hat an den Plaenen festgehalten einer nach dem anderen ist abgesprungen. Wie so oft hier war auch dies nur Gerede.
Noch nicht einmal zwei Jahre spaeter war auch mein Mann verschwunden und ich konnte froh sein das wenigsten das von der FAO gesponserte Equipment hier auf der Farm gelandet war.
Auch dies hatte mein lieber Freund geregelt. Somit konnte ich mit der Kaeseproduktion beginnen.
Ohne die Bereitschaft eines einzelnen guten Menschen mir zu helfen waere mir der Start mit der Produktion nicht so einfach gelungen.
Schade das er nicht lesen kann was ich hier ueber ihn schreibe.
Nun bekomme ich also nach zwoelf Jahren die Milch die man mir  vor so vielen Jahren versprochen hat.
Kaelbchen auf der Farm in Kendal
Die anderen beteiligten Farmer haben bis heute nicht einen Tropfen Milch fuer die Kaeseproduktion produziert.
Meine Arbeit in so vielen Jahren hat unter anderem mit dazu beigetragen das  auch Trinidad & Tobago endlich erwacht ist. Die drohende Krise im Lebensmittelbereich, T&T kann sich nicht selbst ernaehren und ist auf teuere Importware angewiesen, hat nicht nur Regierungsbeamte aufgeschreckt.
Was passiert wenn das Geld zwar da ist, man aber keine Lebensmittel mehr dafuer kaufen kann.

Ploetzlich erinnert man sich der Frau auf Tobago. Die kann doch Milch zu Kaese machen.
Die ersten Anfragen gibt es schon mich als Trainer einzusetzen. An der Universitaet und der Farming school Kurse in Milchverarbeitung anzubieten. Eine gute Bezahlung soll ich erhalten und einiges mehr. Wer haette das gedacht.
Bis jetzt sind es aber nur Plaene wollen wir mal abwarten ob es wieder nur Gerede ist.
Vor allem soll ja mein Lebenswerk hier weitergefuehrt werden. Meine Ziegen werden es mir danken und die anderen Tiere auch.

Montag, 9. Januar 2012

nicht jeder denkt nur an sich.......

Eigentlich wollte ich dies nur als Kommentar zu meinem vorletzten Beitrag schreiben.
Einiger meiner Produkte ausgestellt World Food Day 2009
Aber diese nette Email die ich heute bekommen habe verlangt nach einem eigenen Bericht.

Schaut mal dies, ich bin ganz begeistert und freue mich sehr darueber.







Damals hatte ich noch Zeit zu backen.

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Grüezi Frau Josefa,
mit grossem Interesse habe ich eine Reportage über Ihre Goat Dairy Farm gesehen.
 Da ich sehr viel auf Reisen bin, komme ich am 2. April, 2012 nach Tobago (Direktflug) und werde über Grenada die "Grenadines" per Segelschiff bereisen.
Nun meine Frage an Sie: Benötigen Sie per Zufall etwas für Ihre Farm oder etwas aus Europa, dass
 ich Ihnen mitbringen könnte?
Da ich 2 Töchter habe, welche im Ausland studierten, war ich immer sehr froh um solche Transportmöglichkeiten.
Freundliche Grüsse aus der extrem verschneiten Schweiz. Karin

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Ich kann es nicht fassen. Dies ist eine mir voellig unbekannte Person.
Jemand der Verstaendnis hat, mitdenken kann und vor allem ein "Gutes Herz" hat.

Vielen Dank Karin. !!!!!

Montag, 2. Januar 2012

Party,Party und von Geldverschwendung......

Die Ruhe auf meinem Berg geniesse ich voll und ganz, ich hoffe es wird noch lange so bleiben.
Vor einiger Zeit, ich glaube es war  schon vor Jahren,  musste ich aus geschaeftlichen Gruenden nach Trinidad in die Hauptstadt Port of Spain.
Das Alter hat mir einen kleinen Gehoerschaden beschert und trotzdem, eventuell auch gerade deswegen, hat mich der Laerm fast umgehauen. Laerm kann ich nicht mehr ertragen und ich war froh am Abend wieder auf der kleineren Insel zu sein.
Dabei steht Tobago  der grossen Schwester in nichts nach. Jahrelang wurde Trinidad in Reisefuehrern als die Partyinsel aufgefuehrt und Tobago wegen der Ruhe und Beschaulichkeit angepriesen.
Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Nur noch in laendlichen Gebieten und weit weg von einheimischen Nachbarn kann man Ruhe finden.
Die Tobagonier lieben ihre droehnenden mit riesen Lautsprechern ausgestatteten Blechkisten.
Ihre motorbetriebenen Sensen vor allem an Sonn und Feiertagen und ihre lauten Kirchen der unterschiedlichsten religioesen Gemeinschaften. Ueber letztere will ich mich nicht aeussern sonst sehen mich einige als Gotteslaesterer. Hierzu nur eine kleine Bemerkung am Rande oder eine Frage die ich schon einigen fleissigen Kirchgaengern der Insel gestellt habe.
Wie kommt es das ein Land das so viele Gottesglaeubige und Kirchgaenger  vorweisen kann solch eine hohe Kriminalitaetsrate hat ?

Besucht man die kleine Hauptstadt Scarborough, was ich nur tue wenn ich unbedingt muss, kann einen der Schlag treffen. Nicht nur wegen der Hitze und dem zur Mittagszeit fliessenden Asphalt, der den Strassen in Hanglagen  Querrinnen beschert. Faehrt man nur ein klein wenig zu schnell, kann dies zu einem ueberraschendem Ende der Fahrt fuehren.
Die Verkehrslage ist schlimm geworden und jeder muss natuerlich mit dem Auto genau bis vor die entsprechende Tuer fahren. Parkplaetze kann man schon morgens um neun keine mehr finden. Verkehrsberuhigte Zonen gibt es nicht und sogar auf dem Wochenmarkt steht immer irgendwo ein Auto zwischen dem Gemuese im Weg, wenn man durch die Reihen geht.
Alle zwanzig Meter an den meist begangenen und befahrenen Strassen steht ein selbstgezimmertes mobiles Gefaehrt mit riesen Boxen das selbst gebrannte Cd`s verkauft und die muss man natuerlich mit groesster Lautstaerke anpreisen. Der Nachbar direkt nebenan verkauft zwar den gleichen Mist spielt aber zur selben Zeit ganz andere Musik, ebenso laut.
Das ist schlimmer als auf der Kirmes die wir als Kinder zuhause so gerne besucht haben.
Dazu kommen noch stinkende Abgase von den vielen Autos die sehr oft im Kreise fahren und auf Kundensuche sind.  Fast jeder der ein Auto hat, faehrt mit selbigem auch Geld ein, als Vollzeitjob oder Nebenerwerb.
Eines der neuen Gebaeude, den Architekten wuerde ich hauen.
Mir tun immer die armen Touristen leid die von den Kreuzfahrtschiffen im Hafen abgeladen werden und sich das zur Mittagshitze antun muessen. Obwohl ich schon gehoert habe das es Leute gibt die dies fuer   karibisches Flair halten und ganz hingerissen sind.
Mir fehlen die schoenen alten Gebaeude aus der Kolonialzeit die es sicher einmal gab und ein von Palmen gesaeumtes Meeresufer oder Promenade.
Die heisse Promenade mit Kreuzfahrtschiff
Diese hat man zwar vor einigen Jahren gebaut aber promenieren tut da keiner in der Gluthitze, auch nicht am Abend. Da ist wohl was schief gelaufen !
Nach dem Motto was alt ist wollen wir nicht mehr haben also weg damit, werden alte Gebaeude abgerissen und nicht restauriert. Es entstehen neue glaenzende Fassaden mit viel getoentem Glas von fragwuerdiger Architektur. Kosten spielen keine Rolle.
Natuerlich werden diese Protzbauten mit Government Bueros belegt und das Verkehrschaos nimmt noch zu, weil nun auch noch die Luxuslimousinen der verschiedenen Aemter durch die Innenstadt muessen. Ist das nicht gut geplant ?
Um den Vogel abzuschiessen wird zur Zeit noch ein Gebaeude fertig gestellt ,der sogenannte ShawPark, worin man kuenftig Veranstaltungen  abhalten kann. Der alte ShawPark war nicht mehr gut genug. Ein
50 000 Seelendorf wie Tobago braucht natuerlich neben einem Stadion auch einen Ort wo man Konzerte oder aehnliches abhalten kann.
Mein Problem ist, es wird  laut werden. Dieser ShawPark liegt am Fusse des Orange Hill Berges und alles wird  zu mir schallen wie in frueheren Jahren.
Haesslich laesst gruessen !
Ebenso wird es einen zweiten Kanreval im Jahr geben wie schon einmal. Der wurde wegen zuviel Krawallen eigentlich abgeschafft.
Wir muessen den Touristen etwas bieten denn die schauen sich gerne die Lebensfreude der karibischen Menschen an. Alkohol wird fliessen und man kann ungehindert die Bierflasche am Lenkrad des Wagens mit einer Hand festhalten.
Hier wie auch anderswo ist Karneval nur mit viel Alkoholkonsum verbunden und man sieht die mit Rum abgefuellten  nur so (he)rum torkeln.
Eines sehe ich ein und denke das es gut ist. Es werden Aggressionen abgebaut wenn die Partysuechtigen sich mal so richtig ausstoben koennen beim Karneval. Das braucht dieses lebenslustige und gleichzeitig so aggressive Volk.
Keiner macht sich bei der Arbeit kaputt, wie ich bereits in einem frueheren Bericht geschrieben habe und somit staut sich so mansches auf.

Sehr oft hoere ich morgens die 2-3 Stunden Arbeiter der verschiedenen Government Programme die den Busch am Strassenrand beschneiden so richtig schoen streiten. Blut ist bisher noch nicht geflossen, es hoert sich aber recht gefaehrlich an. Das Schlimme ist sie koennen nicht aufhoeren, einmal angefangen gibt es nie endende laute Diskussionen und der Vorarbeiter macht mit anstatt zu schlichten. Der Rest der Truppe steht auf dem Spaten oder etwas anderem gestuetzt dabei und hoert genau zu. Nur das Herannahen des fruehen Feierabends macht dem ein Ende. Wieder ein arbeitsarmer Tag vorbei !

Nur ganz kurz sei erwaehnt woraus solch ein Arbeitstrupp besteht. Wohlgemerkt es handelt sich um ein Sozialprogramm der Regierung.
Dem Vorarbeiter, der steht nur dabei kommt aber mit einem teuren Auto meist als letzter.
Der Wasserfrau, steht auch herum und wartet auf Zuruf ( mehr ein Schreien ) dem Durstigen einen Schluck zu geben.
Der Stundenschreiberin ( kann auch  maennlich sein), die muss natuerlich die Leute zaehlen und kann nicht mit anpacken.
Etwa 3-5 schwer arbeitende Sklaven die sich im Wechsel die Arbeit teilen.
Zu guter Letzt bekommt jeder fuer die 2-3 Stunden Arbeit ( Nichtstun ) einen vollen Tageslohn.

                                             Prost Mahlzeit, das zum Thema Verschwendung.

Auf zur Party. In den letzten Jahren, oder war ich das schon immer, habe ich mich zu einem Partymuffel entwickelt. Dabei mag ich eigentlich Geselligkeit zumindest ab und zu.
Ich hoere gerne Musik wenn sie nicht zu laut ist. Man sollte sich noch unterhalten koennen. Hier ist es aber immer und ueberall zu laut. Mich schreiend zu unterhalten habe ich keine Lust. Einen Hoerschaden habe ich schon. Sollte ich nur Musik hoeren wollen bleibe ich lieber zuhause und kann mich, gemuetlich auf der Couch liegend, voll und ganz auf die Musik konzentrieren.
Selbstdarsteller im Musik oder anderem Bereich spielen sich mit "klangvollen" Instrumenten in einen Rausch -
                            Missklang, Dissonanz, schrecklich laut und das Aergste nie endend.
Die Zuhoerer laecheln aus Verlegenheit oder weil sie nicht unhoeflich sein wollen und einer nach dem anderen verlaesst die Party wenn sie nicht schon gleich nach dem Essen verschwunden sind
Das Schlimme bei dieser Art von Party oder auch bei den droehnenden Fahrzeugen auf der Strasse, jedem muss dessen Lieblingsmusik gefallen.
Jeder gute Musiker macht eine Pause nicht nur um sich auszuruhen sondern auch um den Hoerenden eine Pause zu goennen. Hier heisst es nur, "immer drauf, komme was wolle".

Wird man zu einer Party eingeladen ist fuer das "Leibliche Wohl" gut gesorgt. Vom Essen halten sie alle sehr viel, nur mit der Essenszeit nimmt man es nicht so genau. Auch ob das warme Essen noch warm ist oder schon kalt spielt keine Rolle. Nur die Getraenke muessen schoen kalt sein. Riesen Mengen Eis stehen in Kuehlboxen bereit und  Alkohol fliesst reichlich.
Selbstbedienungsbueffets kann man nicht anbieten. Aus meiner frueheren beruflichen Taetigkeit  sind mir die Schlachten an Bueffets bestens bekannt. Die Delikatessen waren immer zuerst weg gegessen. Wehe man kam zu spaet
Das Verhalten der hiesigen Bevoelkerung schlaegt aber jedem Fass den Boden aus. Sogar bei sogenannten "Guten Gesellschaften" kennt die Fressgier keine Grenzen. Die Teller werden so voll gepackt bis zum Rand gefuellt ,das die den Teller haltenden Finger der Hand, im Essen stecken.
Genauso gierig wird auch gegessen. Das Essen in den Mund geschaufelt nicht geschoben und mit vollen Backen gekaut.
Messer und Gabel bleiben oft ungenutzt neben dem Teller liegen. Der Kopf wird zum Teller hingefuehrt nicht die Hand zum Mund. Mit Ellbogen auf dem Tisch halb liegend, falls es einen Tisch gibt, werden die Brocken gekaut. Da sich im Fleisch und Fisch immer Knochen oder Graeten befinden spuckt man diese eine Weile spaeter wieder aus. Gott sei Dank in die Hand und nicht auf den Tisch.
Wenn man keine Leute am Bueffet abstellen wuerde die bedienen, bekaemen die Haelfte der Besucher nichts zu essen.
Zum Schluss kommt dann der groesste Hammer.  Pakete werden gepackt und Essen mitgenommen. Stellt die Hausfrau keine entsprechenden Kartons zur Verfuegung hat man sie mit Sicherheit im Auto und bedient sich ungefragt. Als ich mal darueber eine Bemerkung machte erklaerte man mir : This is our culture " ich koennte brechen wenn ich diesen Spruch hoere der fuer jede Ungezogenheit herhalten muss.
Manieren sind fuer viele ein Fremdwort. Bei der letzten Party habe ich gehoert das der Gastgeber gefragt wurde, ob man denn schon etwas essen keonne, man wolle ja nicht so lange bleiben und ausserdem koenne man als Schwangere nicht so lange aufs Essen warten. Ich denke mal ich war schneller auf dem Heimweg als die Schwangere.
Im uebrigen ist es auch ganz normal das Gaeste ungefragt erscheinen, im Schlepptau von Eingeladenen oder auch nicht und natuerlich tuechtig zugreifen.

Ich habe mir fest vorgenommen keine Party zu veranstalten oder wenn doch nur bereits gefuellte Bueffetpaeckchen gegen Essenmarken auszugeben.  Ha , die dummen Gesichter moechte ich sehen !

Wahrscheinlich wuerde auch kein Einheimischer mein  Essen moegen. Es ist ueberhaupt nicht einfach fuer diesen Menschenschlag zu kochen.
                      Das Motto, "Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht" hat hier Gueltigkeit.
Noch nie sind mir in Essenssachen so engstirnige Leute begegnet und das will was heissen.. Aber das ist eine andere Geschichte.
Zum Schluss allen meinen Lesern ein gutes neues Jahr und viel Spass beim Lesen. Wir haben hier uebrigens heute noch einen Feiertag. Dies ist ein Arbeitnehmer freundliches Land. Alle Feiertage die auf einen Wochenende fallen werden automatisch am naechsten Wochentag nachgeholt.
Bis bald...